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GALABAU PRAXIS 05-2010

10 Der Schaden Durch den

10 Der Schaden Durch den Fraß der Raupen im Blattgewebe entstehen Gangminen, die sich zu mehreren Quadratzentimeter großen, auffälligen Platzminen entwickeln. Bei starkem Befall, es können bis zu 300 Minen pro Blatt sein, kommt es zur Verbräunung der Blätter und einem Erscheinungsbild, das dem Symptom des Blattbräunepilzes Guignardia aesculi ähnlich ist. Über Jahre hinweg kann der betroffene Baum durch Verlust an Assimilationsfläche geschwächt und die Anfälligkeit für Sekundärinfektionen durch Pilze erhöht werden. Da die vor etwa 300 Jahren bei uns eingeführte Rosskastanie eine sehr beliebte Baumart in der städtischen Grünflächenplanung und auch im gastronomischen Bereich (z.B. Biergärten) ist, kann durch den Verlust des Zierwertes auch ein wirtschaftlicher Schaden entstehen. Möglichkeiten zur Schadenseindämmung Jedes nichtintelligente Lebewesen wird durch spezifische Feinde in seiner Populationsentwicklung gehemmt und auf diese Weise in seine ökologischen Schranken verwiesen. Im Falle eines Schädlings bezeichnen wir diese natürlichen Feinde als Nützlinge. Larven und Puppen von Miniermotten werden hauptsächlich von verschiedenen Schlupfwespen-Arten (Parasitoide) dezimiert. Allerdings erreichen die 20 beschriebenen heimischen Parasitoiden-Arten gerade einmal 5 bis maximal 20%, zu wenig, um die rasante Vermehrung der Kastanien- Miniermotte zu stoppen. Am Zoologischen Institut der Universität Bern prüfte man den Einsatz von sogenannten Massenschlupfanlagen für Parasito- ide. Motten und Parasitoide wurden mittels einer Trennvorrichtung mechanisch voneinander getrennt. 75% der geschlüpften Parasitoide konnten die Trennvorrichtung überwinden, aber nur 1% der Motten schaffte den Flug ins Freie. Aus 4 kg Laub schlüpften bis zu 800 Parasitoide. Spinnen, Wanzen und Weberknechte sind die natürlichen Feinde der erwachsenen Motten. Offensichtlich fehlen hierzulande entsprechende Nützlingsarten, die die Kastanien-Miniermotte ausreichend dezimieren. Andererseits muss vor der ungeprüften Einfuhr faunenfremder Nützlinge gewarnt werden, um das ökologische Gleichgewicht nicht zu stören.

11 Der Einsatz von teilweise stark giftigen Insektiziden sollte aus ökologischen und toxikologischen Gründen unbedingt unterbleiben. Da die Motte im Laub überwintert, war bisher das gründliche Entfernen möglichst aller Blätter die einzige Möglichkeit der Schadensbegrenzung. Bis zu 4.500 Kastanien-Miniermotten können aus nur 1 kg trockenen Laubes schlüpfen. Andererseits werden dadurch die natürlichen Feinde ebenfalls mit dem Laub entfernt. Neue Hoffnung macht ein kürzlich entwickelter spezifischer Sexuallockstoff der die Männchen anlockt, die dann in speziellen Pheromonfallen abgefangen werden. Unbefruchtete Miniermottenweibchen können sich nicht weiter vermehren. Sinnvoll ist der Einsatz auf jeden Fall zur Überwachung des Falterfluges. Zur Befallsreduzierung können die Fallen ab dem Zeitpunkt des Schlüpfens der ersten Generation im Jahr, zur Zeit der Rosskastanienblüte, einen Beitrag leisten. Dieser Zeitpunkt ist besonders wichtig, da die natürlichen Gegenspieler, in erster Linie Schlupfwespen, dann noch nicht aktiv sind und die Schadmotten zu dieser Zeit ihre Populationen aufbauen. (am) Weitere Informationen: www.re-natur.de

 

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11 Der Einsatz von teilweise stark giftigen Insektiziden sollte aus ökologischen und toxikologischen Gründen unbedingt unterbleiben. Da die Motte im Laub überwintert, war bisher das gründliche Entfernen möglichst aller Blätter die einzige Möglichkeit der Schadensbegrenzung. Bis zu 4.500 Kastanien-Miniermotten können aus nur 1 kg trockenen Laubes schlüpfen. Andererseits werden dadurch die natürlichen Feinde ebenfalls mit dem Laub entfernt. Neue Hoffnung macht ein kürzlich entwickelter spezifischer Sexuallockstoff der die Männchen anlockt, die dann in speziellen Pheromonfallen abgefangen werden. Unbefruchtete Miniermottenweibchen können sich nicht weiter vermehren. Sinnvoll ist der Einsatz auf jeden Fall zur Überwachung des Falterfluges. Zur Befallsreduzierung können die Fallen ab dem Zeitpunkt des Schlüpfens der ersten Generation im Jahr, zur Zeit der Rosskastanienblüte, einen Beitrag leisten. Dieser Zeitpunkt ist besonders wichtig, da die natürlichen Gegenspieler, in erster Linie Schlupfwespen, dann noch nicht aktiv sind und die Schadmotten zu dieser Zeit ihre Populationen aufbauen. (am) Weitere Informationen: www.re-natur.de

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10 Der Schaden Durch den Fraß der Raupen im Blattgewebe entstehen Gangminen, die sich zu mehreren Quadratzentimeter großen, auffälligen Platzminen entwickeln. Bei starkem Befall, es können bis zu 300 Minen pro Blatt sein, kommt es zur Verbräunung der Blätter und einem Erscheinungsbild, das dem Symptom des Blattbräunepilzes Guignardia aesculi ähnlich ist. Über Jahre hinweg kann der betroffene Baum durch Verlust an Assimilationsfläche geschwächt und die Anfälligkeit für Sekundärinfektionen durch Pilze erhöht werden. Da die vor etwa 300 Jahren bei uns eingeführte Rosskastanie eine sehr beliebte Baumart in der städtischen Grünflächenplanung und auch im gastronomischen Bereich (z.B. Biergärten) ist, kann durch den Verlust des Zierwertes auch ein wirtschaftlicher Schaden entstehen. Möglichkeiten zur Schadenseindämmung Jedes nichtintelligente Lebewesen wird durch spezifische Feinde in seiner Populationsentwicklung gehemmt und auf diese Weise in seine ökologischen Schranken verwiesen. Im Falle eines Schädlings bezeichnen wir diese natürlichen Feinde als Nützlinge. Larven und Puppen von Miniermotten werden hauptsächlich von verschiedenen Schlupfwespen-Arten (Parasitoide) dezimiert. Allerdings erreichen die 20 beschriebenen heimischen Parasitoiden-Arten gerade einmal 5 bis maximal 20%, zu wenig, um die rasante Vermehrung der Kastanien- Miniermotte zu stoppen. Am Zoologischen Institut der Universität Bern prüfte man den Einsatz von sogenannten Massenschlupfanlagen für Parasito- ide. Motten und Parasitoide wurden mittels einer Trennvorrichtung mechanisch voneinander getrennt. 75% der geschlüpften Parasitoide konnten die Trennvorrichtung überwinden, aber nur 1% der Motten schaffte den Flug ins Freie. Aus 4 kg Laub schlüpften bis zu 800 Parasitoide. Spinnen, Wanzen und Weberknechte sind die natürlichen Feinde der erwachsenen Motten. Offensichtlich fehlen hierzulande entsprechende Nützlingsarten, die die Kastanien-Miniermotte ausreichend dezimieren. Andererseits muss vor der ungeprüften Einfuhr faunenfremder Nützlinge gewarnt werden, um das ökologische Gleichgewicht nicht zu stören.

11 Der Einsatz von teilweise stark giftigen Insektiziden sollte aus ökologischen und toxikologischen Gründen unbedingt unterbleiben. Da die Motte im Laub überwintert, war bisher das gründliche Entfernen möglichst aller Blätter die einzige Möglichkeit der Schadensbegrenzung. Bis zu 4.500 Kastanien-Miniermotten können aus nur 1 kg trockenen Laubes schlüpfen. Andererseits werden dadurch die natürlichen Feinde ebenfalls mit dem Laub entfernt. Neue Hoffnung macht ein kürzlich entwickelter spezifischer Sexuallockstoff der die Männchen anlockt, die dann in speziellen Pheromonfallen abgefangen werden. Unbefruchtete Miniermottenweibchen können sich nicht weiter vermehren. Sinnvoll ist der Einsatz auf jeden Fall zur Überwachung des Falterfluges. Zur Befallsreduzierung können die Fallen ab dem Zeitpunkt des Schlüpfens der ersten Generation im Jahr, zur Zeit der Rosskastanienblüte, einen Beitrag leisten. Dieser Zeitpunkt ist besonders wichtig, da die natürlichen Gegenspieler, in erster Linie Schlupfwespen, dann noch nicht aktiv sind und die Schadmotten zu dieser Zeit ihre Populationen aufbauen. (am) Weitere Informationen: www.re-natur.de

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